Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, im Interview mit Mario Eckmaier.

Die Digitalisierung wird in den kommenden 20 Jahren über unseren Wohlstand entscheiden – davon ist Michael Zettel überzeugt. 

Der studierte Wirtschaftsinformatiker und Strategieberater erklärt in diesem Podcast, wie die Digitalisierung Menschen, Unternehmen und Volkswirtschaften nützen kann, warum sie Arbeitsplätze und Wachstum schafft sowie Umsätze steigert und welche Voraussetzungen es braucht, um die digitale Transformation zu meistern.

Höre rein, lass dich inspirieren von den Denkanstößen eines erfahrenen Experten zu diesen und weiteren Fragen: 

  • Wie können Unternehmen und Organisationen ihr digitales Potenzial nutzen?
  • Welche Führungskultur verlangen die neuen Technologien?
  • Wie setzt man KI effizient und ethisch unbedenklich in Unternehmen ein?
  • Wie muss sich unsere Bildungspolitik verändern, um mit der Digitalisierung Schritt zu halten?

Mario Eckmaier mit Michael Zettel, Country Managing Director Accenture

Wir sollten optimistisch in die Zukunft gehen – auch im Kontext der Digitalisierung

Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich

Bereits als 17jähriger Praktikant hatte sich Michael Zettl gewundert, dass seine Videokassetten-Sammlung besser organisiert war als die Akten im Archiv des Gesundheitsministeriums. Und obwohl sich seither vieles zum Besseren verändert hat, ist er manchmal immer noch sprachlos ob der herrschenden Technologieskepsis in Österreich. Nicht zuletzt deshalb hat er im letzten Jahr das Buch „Das digitale Wirtschaftswunder“ geschrieben. Er will damit seinen positiven Zugang zur Technologie weitergeben, die Digitalisierung verständlich erklären und ihre Chancen und Kraft in den Fokus stellen.

Wem nützt die Digitalisierung?

IT leiste einen wichtigen Beitrag dazu, dass Dinge effizienter funktionieren, betont Michael Zettel. Er kann aber auch verstehen, dass Menschen von der Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen überfordert sind. Gerade in den vergangenen fünf Jahren haben wir eine signifikante Beschleunigung durch den Einsatz von Cloud Computing erlebt.

Trotzdem sei das Leben heute viel einfacher als noch vor 20 Jahren, als es zum Beispiel noch kein Navi gab und man sich nur anhand von gedruckten Straßenkarten orientieren konnte. Auch die Verwaltung wurde durch die Digitalisierung effizienter. So hat Accenture u.a. im Finanzministerium die antraglose Familienbeihilfe umgesetzt oder die schnellere Auszahlung aus dem Familienhärtefonds während der Coronakrise realisiert.

Digitalisierung in der Verwaltung

Österreich sei nach wie vor eines der Länder mit der besten Verwaltung, betont Michael Zettel, auch wenn es in manchen Bereichen ruhig noch engagierter in Richtung Digitalisierung gehen könnte. Die Covid-Pandemie sei hier ein „Weckruf“ gewesen, der die Notwendigkeit von Investitionen in die Zukunft drastisch aufgezeigt habe.

Der Strategieexperte sieht hier vor allem die Bildungspolitik gefordert: „Es braucht eine digitale Grundbildung, damit sich niemand mehr vor neuen Technologien fürchtet und damit umgehen kann. Außerdem müssen wir weg von der Idee, dass es abgeschlossene Ausbildungen gibt. Lebenslanges Lernen muss gefördert werden.“

Digitalisierung in Unternehmen

Für Unternehmer:innen stelle die Coronakrise eine „digitale Reifeprüfung“ dar, meint Zettel. Die meisten großen österreichischen Unternehmen hätten sie bestanden. „Sie haben gemerkt, dass die Digitalisierung kein Trend ist, der vorübergeht, sondern dass wir uns darauf einlassen müssen.“

Für eine erfolgreiche digitale Transformation benötigen Unternehmen laut Zettel drei Voraussetzungen:

  • eine glorreiche Vergangenheit,
  • eine erlösbringende Gegenwart und
  • eine visionäre Zukunft.

Nur wenn ein Unternehmen profitabel sei, könne es auch für die Zukunft planen. Die große Herausforderung für Führungskräfte sei es, die richtige Balance zwischen Gegenwart und Zukunft zu halten. Derzeit sei verständlicherweise vielfach Krisenmanagement angesagt. Allerdings müsse man bereits jetzt die nächsten fünf Jahre planen. Wichtige Themen seien hier die Zukunft der Arbeit sowie Klimawandel und Nachhaltigkeit.

Digitalisierungsgrad und Wachstum

In einer gemeinsamen Studie mit der Österreichischen Industriellenvereinigung konnte Accenture nachweisen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsgrad eines Unternehmens und seinem wirtschaftlichen Erfolg gibt. Digitalisierte Unternehmen produzieren nicht nur mehr und kostengünstiger, sondern verzeichnen auch ein höheres Umsatzwachstum, weil sie mehr und einfacher verkaufen.

Darüber hinaus schafft die Digitalisierung Arbeitsplätze, auch das wurde in der Studie nachgewiesen. Durch die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe aufgrund der Digitalisierung werden Unternehmen und Volkswirtschaften in den kommenden zehn Jahren eher einen Mangel an Arbeitskräften als an Arbeitsplätzen verzeichnen.

Das große Potenzial der KMUs

KMUs können in Österreich vom Vorbild großer Unternehmen profitieren und haben in Sachen Digitalisierung großes Potenzial, meint Zettel. Als Beispiele nennt er den Online-Marktplatz Shöpping oder die Internetbanking-Software George. Man müsse ihnen allerdings genügend Zeit geben, schließlich habe auch Amazon fünfzehn Jahre lang unprofitabel gewirtschaftet.

Die richtige Führungskultur

Digitale Transformation könne nur gelingen, wenn das Topmanagement hinter der Veränderung stehe, betont der Strategieexperte. Dazu gehöre auch der Wandel vom Kontrollstil der vergangenen 50 Jahre hin zu einer Vertrauenskultur, in der Mitarbeiter:innen eigene Entscheidung treffen können. Nur so sei die notwendige Geschwindigkeit für sogenannte agile Entwicklungsmethoden erreichbar. Produkte und Dienstleistungen würden nämlich in Zukunft nicht mehr in Monaten und Jahren, sondern in Tagen oder Wochen aktualisiert werden müssen, um den Ansprüchen der Kund:innen gerecht zu werden.

Wichtigste Voraussetzung: Commitment

Michael Zettel ermutigt Führungskräfte dazu, sich dem Wandel zu stellen und die Digitalisierung Schritt für Schritt anzugehen – mit dem nötigen Grundvertrauen ins eigene Kerngeschäft. Die Herausforderung dabei sei, dieses Projekt wirklich als Transformation zu sehen, die sich auf das gesamte Unternehmen auswirkt. Das sei natürlich mit Investitionen und viel Arbeit verbunden. Aber mit dem nötigen Respekt und einer Portion Mut sei auch diese große Aufgabe zu meistern.

Accenture

ist ein weltweit führendes Beratungsunternehmen mit Sitz in Dublin. Mit über 600.000 Mitarbeiter:innen bietet Accenture Dienstleistungen in den Bereichen Strategie, Management Consulting, Digitalisierung, Technologie und Business Transformation an.

Michael Zettel auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/michael-zettel/
Mario Eckmaier auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/marioeckmaier/

Ich freue mich über deine Fragen und dein Feedback an Mario@DerDigitalStratege.com

Der Digital-Stratege
Mario Eckmaier

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